Vorhaltepauschale: Ärzteverband MEDI GENO Deutschland fordert Nachbesserungen
03. September 2025Zum 1. Januar 2026 wird auf Basis gesetzlicher Vorgaben die neu geregelte Vorhaltepauschale für Hausarztpraxen eingeführt. Die Praxen erhalten künftig Gelder aus der Vorhaltepauschale nur noch dann, wenn sie bestimmte Leistungen anbieten, die zum Kernbestand der hausärztlichen Versorgung gehören. Der bundesweite fachübergreifende Ärzteverband MEDI GENO Deutschland e. V. warnt vor einer erneuten bürokratischen Umverteilung und einer weiteren Arbeitsbelastung der Hausärztinnen und Hausärzte – ohne zusätzliche finanzielle Ausstattung.
„Mit der neuen Vorhaltepauschale müssen Hausärztinnen und Hausärzte künftig noch mehr Leistungen anbieten – egal ob medizinisch nötig oder nicht. Das führt zu weiterer Bürokratie, zusätzlicher Arbeitsbelastung und Frustration, sodass insbesondere die älteren Kolleginnen und Kollegen, auf die wir dringend angewiesen sind, früher in den Ruhestand gehen werden. Und das in der Regel ohne Nachfolger. Statt niedergelassene Hausärztinnen und Hausärzte zu entlasten und sinnvolle Anreize zu schaffen, geschieht das genaue Gegenteil“, kritisiert Dr. Norbert Smetak, Vorsitzender von MEDI GENO Deutschland e. V. und praktizierender Kardiologe.
Dr. Christoph Kaltenmaier praktiziert als Hausarzt im Neckar-Odenwald-Kreis in Baden-Württemberg und ist Vorstandsmitglied des regionalen Ärzteverbands MEDI Baden-Württemberg e. V. Bei ihm stößt die neue Regelung der Vorhaltepauschale auf großes Unverständnis: „Uns fehlen allein in Baden-Württemberg aktuell rund 1.000 Hausärztinnen und Hausärzte. Nach der neuen Vorhaltepauschale müssen wir künftig Anforderungskriterien wie zum Beispiel Abendsprechstunden, Freitagnachmittagssprechstunden oder Haus- und Pflegeheimbesuche erfüllen, um auf unser bisheriges Honorar zu kommen. Das ist unglaublich demotivierend, zumal wir jetzt schon am Limit arbeiten.“
Kaltenmaier kritisiert zudem, dass die vorgegebenen Kriterien nicht automatisch immer medizinisch notwendig seien. „Nach der neuen Regelung erhalte ich beispielsweise einen Strafabschlag von 40 Prozent, wenn ich nicht mindestens zehn Schutzimpfungen im Quartal durchführe. Das ist absurd“, so der Hausarzt.
„Bei der Vorhaltepauschale muss dringend noch mal nachgearbeitet werden. Das Ziel muss dabei sein: weniger Bürokratie und mehr Anreize unter Berücksichtigung der medizinischen Notwendigkeit. Wir fordern: zurück auf Los“, mahnt MEDI-Chef Smetak.
Der Ärzteverband MEDI GENO Deutschland kritisiert zudem die aktuellen Äußerungen des GKV-Spitzenverbands zur neu geregelten Vorhaltepauschale scharf. Der Kassenverband fordert in einer Pressemeldung Ende August im Zuge der Weiterentwicklung der Primärversorgung, die HZV abzuschaffen.
„Wir brauchen die HZV dringend flächendeckend für eine moderne Versorgung und effizientere Patientensteuerung, aber auch zur wirtschaftlichen Planbarkeit unserer Praxen. Scheinbar hat der GKV-Spitzenverband noch immer nicht verstanden, dass die HZV die effektivste Lösung ist, die hausärztliche Versorgung für die Zukunft zu sichern“, kritisiert Dr. Svante Gehring, stellvertretender Vorsitzender von MEDI GENO Deutschland e. V. und Hausarzt in Norderstedt.